Garum – Das umami-reiche Geheimnis der römischen Küche

Posted on Juli 13, 2025

Garum

Garum war das „Sojasauce des Imperium Romanum“, ein Luxusprodukt, das:

✔ Aus Fischinnereien und Salz durch monatelange Gärung entstand

✔ In Amphoren aus Spanien bis Pompeji exportiert wurde

✔ Alle Schichten der römischen Gesellschaft würzte – vom Legionär bis zum Kaiser

Historische Zutaten (nach Apicius‘ Rezept)

Grundrezept

  • 1 kg kleine Fische (Sardellen, Makrelen)
  • 2 kg Meersalz
  • Aromaten (optional): Dill, Koriander, Fenchel

Moderne, sichere Alternative

  • 500 g frische Sardellen (mit Innereien)
  • 750 g grobes Meersalz
  • 1 TL Fenchelsamen
  • 1 TL getrockneter Oregano

Authentische Zubereitung

1. Fermentationsprozess

  1. Fische unausgenommen in Steingutgefäß schichten, abwechselnd mit Salz
  2. Mit Tuch abdecken, 2 Monate in der Sonne gären lassen
  3. Täglich umrühren – die Flüssigkeit trennt sich vom Feststoff

2. Filtration & Lagerung

  1. Durch Leinentuch filtern (ergibt „Liquamen“, die Premium-Variante)
  2. Feststoffe als billiges „Hallec“ weiterverwenden
  3. In versiegelten Amphoren oder Glasflaschen lagern

Römische Verwendungen

Moretum (Käsekraut) 1 TL als Würze

Patina (Eierauflauf) Mit Honig und Garum verrührt

Oenogarum (Sauce) Mit Wein und Pfeffer gemischt

Moderne Adaption (4-Wochen-Methode)

Schnellversion im Glas

  1. Fisch und Salz im Mixer pürieren
  2. In sterilem Glas bei 25–30°C 4 Wochen gären
  3. Regelmäßig entlüften (Bläschenbildung!)

Wissenswertes

  • Pompejanische Fabriken produzierten bis zu 10.000 Liter/Jahr
  • Preis: 1 Liter Premium-Garum = 1 Monatssold eines Legionärs
  • Medizinisch gegen Hautkrankheiten und Verdauungsbeschwerden

Sensorik

  • Geruch: Intensiv, käseartig (wie alter Gorgonzola)
  • Geschmack: Salzig-umami mit langer Abgangsnote
  • Konsistenz: Dünnflüssig wie Sojasauce

FAQ

„Ist das nicht einfach Fischsauce?“

→ Ja, aber traditionell fermentiert (keine Zusätze wie Zucker).

„Warum riecht es so streng?“

→ Durch enzymatische Zersetzung – ähnlich wie bei Anchovis.

Fazit

Garum ist archäologische Küche zum Nachkochen – ein Geschmackserlebnis, das 2000 Jahre überbrückt. Für experimentierfreudige Food-Historiker!

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